Georg Hahn, Präsident der Internet Service Providers Austria (ISPA)
Monika Langthaler, ISPA Vorstandsmitglied
Kurt Einzinger, Generalsekretär der ISPA
Während der letzten fünf Jahre wurden wir Augenzeugen eines historisch einmaligen Phänomens. In dieser wahnsinnig kurzen Zeitspanne ist ein neues globales Medium entstanden: das Internet. Nach der neuesten Untersuchung des Austrian Internet Monitors verfügen heute bereits 46% der österreichischen Bevölkerung über 14 Jahre über einen Internetzugang, 40% nutzen diesen regelmäßig und 31% nutzen ihn intensiv. Damit liegt Österreich im guten europäischen Mittelfeld - nur die skandinavischen Länder liegen noch vor uns - und braucht auch den Vergleich mit den USA nicht zu scheuen.
Das Internet hat sich als Medium etabliert und gehört zum selbstverständlichen Alltag von rund 2,7 Mio. Österreichern. Aktuelle Turbulenzen bei der Bewertung von Internet Unternehmen sollten nicht die Sicht auf die Bedeutung dieses Mediums für Gesellschaft und Wirtschaft verstellen.
"Der Kontinent Internet ist besiedelt."
Natürlich ist dadurch die Weiterentwicklung des Infrastrukturangebotes nicht abgeschlossen. So wird die Durchsetzung des entbündelten Zugangs zum Teilnehmeranschluss (geregelt durch die gerade in Gesetzeskraft getretene EU-Verordnung) als auch die Weiterentwicklung und Etablierung von Breitbandtechnologien die Access-Möglichkeiten im Local-Loop vorantreiben und ausweiten. Nur durch einen wirklichen Wettbewerb der Diensteanbieter in Bereich des Teilnehmeranschlusses wird die weitere Entwicklung zu kostengünstigen und qualitativ hochwertigen Internet-Access möglich sein.
Hierbei kommt auch dem österreichischen Telekom-Regulator (Telekom Control) eine entscheidende Rolle zu. Da der Nachfolger des ehemaligen Monopolbetriebs, die Telekom Austria AG, als marktbeherrschender Betreiber der Ortsanschlussinfrastruktur diese über lange Zeit hinweg durch ausschließliche Rechte geschützt, ausbauen und ihre Investitionen aus Monopoleinkünften finanzieren konnte, nicht von sich aus bereit ist allen anderen Mitbewerbern (auch ISPs) den Zugang zum Teilnehmeranschluss zu gleichen Bedingungen wie seinen eigenen oder verbundenen Unternehmen zu gewähren, muss dies durch Gesetz erzwungen werden. Dieses Gesetz liegt vor und der Regulator ist beauftragt es zu vollziehen. In diesem Sinne wird die Telekom Control in den nächsten Jahren eine wichtige Rolle für die weitere Internetzugangsentwicklung spielen.
Der derzeitige Plan der Regierung eine Medienbehörde unter Zerschlagung der Telekom Control (Entfernung der Kommission, Übernahme des Geschäftsapparats), und mit einem personellen und inhaltlichen Übergewicht der Medien (ORF) Regulierung würde die gerade jetzt wichtige Entscheidungsfähigkeit und Durchsetzungsfähigkeit der Telekom Control klar behindern und muss deshalb mit aller Deutlichkeit abgelehnt werden.
Während in den letzten Jahren die Bereitstellung von ausreichender und kostengünstiger Connectivity die Entwicklung des Internets bestimmte, werden es in Zukunft mehr und mehr die Content-Angebote und Applikationen sein. Der Internet-access ist zu einer Commodity geworden, die als selbstverständlich vorausgesetzt wird. Die Wertschöpfung verlagert sich immer mehr zu Value Added Services die über diese Infrastruktur angeboten werden können.
Hierbei steht vor allem der Kundennutzen und die Convenience des Kunden im Vordergrund. Die Aufgabe der ISPs in den nächsten Jahren wird es sein, den vorhandenen Internetraum mit nutz- und gewinnbringenden Applikationen für die Internet User zu füllen und den Unternehmen und Wirtschaftstreibenden das Potential eines globalen omnipräsenten Netzwerkes zu erschliessen.
Dieser Trend ist auch in den Themen und in der Vorstandsbesetzung der ISPA klar nachvollziehbar. Von den aktuellen Vorstandsmitgliedern sind 3 dem Bereich Access und bereits 5 dem Bereich new-economy zuzuordnen. Die Themen für 2001 sind ASP, Online-Werbung, e-commerce und Content.
Trotz hoher Internet Penetration haben nur ca sechs Prozent der Internet-Nutzer in der letzten Zeit Waren übers Internet gesucht und bestellt. Das ist auch im Vergleich zu anderen europäischen Staaten wie Deutschland, enttäuschend wenig. Hier besteht offensichtlich noch großer Aufholbedarf.
Auf der einen Seite ist sicherlich im Bereich der Angebote noch viel zu tun. Diese müssen einfach, nutzbringend und günstig sein damit der Kunde sie akzeptiert. Auf der anderen Seite sind Fragen der Zahlungssysteme, der Logistik, der Sicherheit und des Datenschutzes einer intelligenten Lösung zuzuführen. Die Schlüsselwörter lauten "Nutzen" und "Vertrauen".
Ein weiteres großes Potential birgt der Bereich der Werbung im Internet. Hier sind deutliche Unsicherheiten in Bezug auf Wirksamkeit und Messbarkeit festzustellen. Das Vertrauen in den österreichischen Online Werbemarkt und die Kenntnis der Marktteilnehmer kann nur durch fundierte Marktdaten und Messungen erlangt werden.
In der Österreichischen Web Analyse (ÖWA) ist in diesem Bereich eine anerkannt erfahrene und vertrauensvolle Institution tätig. Die ispa unterstützt die Ziele und die Tätigkeit der ÖWA und plant auch gemeinsame Projekte zur Förderung der Online Werbung durchzuführen. Als eine konkrete Aktivität wird die ISPA gemeinsam mit der ÖWA ein Jahrbuch zum Stand des Internet in Österreich auflegen.
Die Inhalte (der Content) werden die Zukunft des Internets bestimmen. Gerade hier gibt es trotz oder vielleicht auch gerade wegen der großen Unübersichtlichkeit und der wunderbaren Vielfalt den größten Bedarf. Zugleich sind intelligente Lösungen für das Problem des Urheberrechts und der Content-Zahlung noch ausständig. Unintelligente Lösungen wie eine Festplattensteuer treffen nicht die Problematik sondern behindern nur die Entwicklung und sind daher klar abzulehnen.
Eine der neuen Dienstleistungen im Internet stellt das sogenannte Application Service Providing (ASP) dar. ASPs integrieren typischerweise Hardware und Software-Netzwerktechnologien und bieten diese, verbunden mit IT-Beratungsleistungen, Firmen an, welche keine eigenen IT Systeme entwickeln oder betreiben wollen. Die Systeme werden im eigenen zentralen IT (Rechen-) Zentrum gemanaged, wobei auf die Applikationen über ein Netzwerk via Web Browser oder einem anderen graphischen User Interface zugegriffen wird.
Die ispa wird eine ASP-Group als Plattform für all jene Unternehmen, die an der Wertschöpfungskette des ASP-Modell teilhaben wollen, gründen mit dem Ziel den ASP Gedanken den Unternehmen nahe zu bringen und konkrete Fragen wie Qualitätskriterien, Service Level Agreements u.a. zu objektivieren.
Als einen inhaltlichen Schwerpunkt des Jahres 2001 wird die ispa einen Internet-Kongress im Rahmen der neuen if@bo ausrichten, der mit prominenter und internationaler Beteiligung einen Spiegel und Ausblick der Internet Wirtschaft mit speziellen Fokus auf die mittel- und osteuropäischen Staaten bieten soll.
Mit steigender kommerzieller Nutzung des Internet erlangt das Thema Sicherheit größere Bedeutung. Daher hat die ispa ein web of trust (CIRCA Computer Incident Response Coordination Austria) zwischen den Sicherheitsverantwortlichen der österreichischen Internet Betreiber eingerichtet, das den Schutz der IP-Infrastruktur und den Schutz der ISP-Kunden zum Ziel hat.
Um die Größe und Bedeutung der Internet Wirtschaft in Österreich auch empirisch erfassen zu können, planen wir über ein vertrauliches und sicheres System Maßzahlen zum Internet in Österreich bei den ISPs einzuheben und zu verdichten. Dieser Internet Index wird keine direkt auf ein Unternehmen bezogene Zahlen enthalten, sondern eine Gesamtdarstellung der vorhandenen Internet Zugänge, Volumina und Wertschöpfungen liefern. Gemeinsam mit den Aktivitäten im Rahmen der Kooperation mit der ÖWA liefert die ispa einen Beitrag für die Förderung der Internet Nutzung in Österreich.
Der Internetmarkt in Österreich ist stabil und eine gute Basis für ein weiteres gesundes Wachstum. Es liegt an uns und Ihnen darauf aufzubauen und die reichlichen Möglichkeiten und Potentiale des Internets zum Nutzen und Gewinn aller Österreicher auch auszuschöpfen.
Dr. Kurt Einzinger
ISPA Internet Service Providers Austria
Währingerstraße 3/18
A-1090 Wien, AUSTRIA
tel.: +43 1 409 55 76
fax: +43 1 409 55 76 21
e-mail: office (a) ispa.at