Die ISPA (Internet Service Providers Austria) als Vertretung der Internet Wirtschaft Österreichs kann der heutigen Aussagen der AK, dass der Grund für die hohen Telekom-Grundgebühren im fehlenden Wettbewerb beim Endkundenzugang (Last Mile) zu sehen sei, nur zustimmen. Bisher liegt dieser fast ausschließlich in Händen der Telekom Austria. Selbst wer über einen alternativen Telekombetreiber telefoniert oder surft (ausgenommen Priority von Telekabel), muss daher die Grundgebühr an die Telekom Austria entrichten.
Die Schuld an dieser Marktentwicklung sieht die ISPA ebenfalls im regulatorischen Umfeld. Allerdings nicht in den geringen Anreizen für alternative Netzbetreiber, die Netze bis zum Endkunden auszubauen oder die Anschluss entbündeln zu lassen, sondern in den unverhältnismässigen Schwierigkeiten und Hürden, die von der Telekom Austria jedem der entbündeln will gemacht werden. Dies schlägt sich sowohl auf der Kostenseite (Entbündelung ist viel zu teuer) als auch in den Verfahrenslängen ("Entbündelung dauert viel zu lange") nieder.
Die Regulierungsbehörde und die Politik hat auf diese bald sichtbaren Umstände nicht in ausreichenden Maße reagiert. "Entbündelung muss viel günstiger und einfacher werden," stellte dazu Kurt Einzinger, Generalsekretär der ISPA fest. "Wenn die Entbündelung nicht so einfach wird wie der Kauf einer Wurstsemmel, wird sie nicht funktionieren. Das hatten wir bereits vor einem Jahr gesagt." Heute sieht man das Ergebnis. Von den insgesamt ca. 3,2 Millionen Teilnehmeranschlussleitungen sind nicht einmal 10.000 aktiv entbündelt.
Gerade für ISPs, die meist nicht so finanzstark sind, wäre eine einfache kostengünstige Entbündelung, wie sie z.B. durch offene Kollokation (der ISP stellt seine technischen Einrichtungen in den selben Raum wie die TA) möglich wäre, wünschenswert. Gleichzeitig müßte der Regulator wesentlich schärfer als bisher die Verfahren vorantreiben können.
"Bei der bevorstehenden Neugestaltung der Telekom-Gesetze sollten daher nicht sinnlose Investitionen (wie street-cabinets) verstärkt gefördert werden, sondern der Regulierung die Möglichkeit gegeben werden, eine effektive Entbündelung voranzutreiben." fordert Kurt Einzinger. "Sollte man feststellen, dass die Entbündelung kein gangbarer Weg ist um Wettbewerb beim Endkundenzugang zu erreichen, so bleibt nur die klare Teilung der Telekom Austria, in einem Infrastrukturbetreiber, worin auch die staatlichen Anteile liegen müßten, und einem Dienstebetreiber, der zu gleichen Konditionen im Wettbewerb mit den anderen steht.
Dr. Kurt Einzinger
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