Durch die öffentliche Ankündigung der Telekom Austria (TA) die Leitungen des ISPs (Internet Service Provider) Profinet innerhalb von sechs Tagen abzuschalten, wurde Profinet nach eigenen Angaben in den Konkurs getrieben. Die Presseausendung der TA kann also nicht dazu bestimmt gewesen sein, die offenen Forderungen noch einzubringen.
"Das war ein gezielter Dolchstoß, der dem Opfer keine Chance ließ" sagte der Generalsekretär des Verbands der Internet Service Providers Österreichs (ISPA) Dr. Kurt Einzinger in einer ersten Stellungnahme. "Wir sehen es als eine klare Ausnützung der marktbeherrschenden Stellung und können in dieser Vorgangsweise wenig Lösungswillen der Telekom Austria (TA) erkennen."
Im Gegensatz zu sonstigen Gläubigerverhältnissen hat die Telekom Austria es in der Hand bei Zahlungsverzug die Zahlungssäumigen allein durch die öffentliche Ankündigung der Leitungsabschaltung wirtschaftlich zu schädigen. Dies in ihrer Rolle als Infrastrukturprovider mit dem einzigen Festnetz zu den Haushalten Österreichs. Zusätzlich kann sie in ihrer Rolle als größter ISP Österreichs diese Vorgangsweise zur Übernahme der Kunden des Zahlungssäumigen ausnützen.
Auf Grund dieser besonderen Situation fordert die ISPA (Verband), dass bei Zahlungsverzug von ISPs gegenüber der TA ein klares verbindliches Regelwerk zur Abwicklung und Lösung der Situation erstellt werden soll. Darin sollten folgende Punkte auf jeden Fall enthalten sein.
Es muss sichergestellt werden, dass die Telekom Austria in Ausnützung ihrer marktbeherrschenden Stellung durch Abschaltungen oder öffentlichen Androhungen der Abschaltung keinen kommerziellen Vorteil erzielen kann. Sonst besteht die Gefahr, dass das Mittel der Abschaltung strategisch eingesetzt wird, um ISPs vom Markt zu nehmen und deren Kunden zu übernehmen.
Diese Situation zeigt ganz deutlich die Probleme der bestehenden asymmetrischen Marktverhältnisse. Nur eine klare gesellschaftliche Trennung der Telekom Austria in Infrastrukturprovider und Diensteprovider (ISP und Sprache) kann einen fairen Wettbewerb gewährleisten und die Ausnützung der marktbeherrschenden Stellung zu Ungunsten der anderen ISPs und der Kunden verhindern.
Dr. Kurt Einzinger
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