„Österreich soll beim Breitbandausbau wieder auf die Überholspur“, erklärt Dr. Andreas Wildberger, Generalsekretär der ISPA. Die Wissensarbeiter der Zukunft benötigen diese Infrastruktur, daher begrüßt er natürlich, dass die Politik die Alarmsignale ernst nimmt: Die Breitbandversorgung ist nach dem Implementierungsbericht der EU-Kommission bereits unterdurchschnittlich im Vergleich zu den EU27. Die TKG-Novelle vom Juni dieses Jahres verbesserte die Rahmenbedingungen für einen beschleunigten Ausbau der Netze der Zukunft, leider stoßen aber private Investitionen nach wie vor auf praktische Hindernisse.
„Der Marktbeherrscher Telekom Austria TA AG vermarktet seinen geplanten Breitbandausbau medial sehr aufwändig“, erläutert Wildberger die Kommunikationspolitik der Telekom Austria, „gleichzeitig wird es jedoch Mitbewerbern versagt neue Breitbandsysteme wie VDSL2 einzusetzen“. Das zeigt, dass das neue TKG, welches Investitionsanreize und Regelungen für den Ausbau und die Mitbenutzung von Netzwerkinfrastruktur schaffen sollte, in der Praxis noch umgesetzt werden muss.
Seitens der Telekom Austria wird mit technischen Nachteilen argumentiert, die eine zu rasche Freigabe schnellerer Technologie bringen könnte. Mit dieser Strategie werden jedoch Marktvorteile des ehemaligen Monopolisten zementiert, die wettbewerbsverzerrend wirken und den raschen Ausbau massiv verzögern. „Fehlender fairer Wettbewerb impliziert auch den Wegfall von Innovationsanreizen, was sich negativ auf den Endkunden auswirkt“, so der ISPA Generalsekretär.
„Wird der Breitbandausbau – wie beispielsweise in Villach – nach den Plänen der Telekom Austria TA AG durchgeführt, bleiben regionale und lokale Anbieter auf der Strecke“, sagt Wildberger. Durch die technische Auslegung des Netzes der Telekom Austria können über vorhandene Infrastruktur alternativer Netzbetreiber nicht die gleichen Bandbreiten über ähnlich weite Versorgungstrecken erreicht werden. Und welcher Kunden wird nicht versucht sein, für einen schnelleren Anschluss zur Telekom Austria zu wechseln, wenn sein bisheriger Provider diese Geschwindigkeiten gar nicht anbieten darf? Bereits getätigte Investitionen werden damit entwertet: Eine Amortisation der durch die Liberalisierung des Telekommunikationsmarktes bisher ausgelösten Investitionen wird nicht mehr möglich. Die Botschaft an die Markteilnehmer ist:„Wer als Kleiner investiert, zahlt drauf!“. Die bisher getätigten Ausgaben für den Infrastrukturausbau wären damit „für die Katz“ und neue Investitionen gegenüber den Investoren nicht zu rechtfertigen.
Trotzdem werfen die Mitbewerber nicht die Flinte ins Korn: Alternative Netzbetreiber haben technische Richtlinien, sog. Anschalterichtlinien, erarbeitet, die den Einsatz der schnellen Breitbandtechnologie (VDSL2) vom Hauptverteiler aus ermöglichen. „Es ist an der Zeit den Lippenbekenntnissen der Telekom Austria zum Breitbandausbau nun auch Taten folgen zu lassen und damit Österreichs Netze der nächsten Generation auf die Überholspur zu bringen“, betont der ISPA Generalsekretär. „Wir fordern Politik und Behörden auf, dahingehend auf den Marktbeherrscher einzuwirken und faire Investitionsbedingungen für alle herzustellen“, so Wildberger weiter, „denn festnetzbasiertes schnelles Breitband wäre damit tatsächlich auch bereits jetzt vielerorts möglich und die Investitionen in neue Technologie gesichert.“
Die ISPA – Internet Service Providers Austria – ist der Dachverband der österreichischen Internet Service-Anbieter und wurde im Jahr 1997 als eingetragener Verein gegründet. Ziel des Verbandes ist die Förderung des Internets in Österreich und die Unterstützung der Anliegen und Interessen von rund 200 Mitgliedern gegenüber Regierung, Behörden und anderen Institutionen, Verbänden und Gremien. Die ISPA vertritt Mitglieder aus Bereichen wie etwa Access, Services, Hosting und Content und fördert die Kommunikation der Markt-Teilnehmer untereinander.
Dr. Andreas Wildberger
ISPA Internet Service Providers Austria
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