Die aktuelle Bildungsdebatte zielt großteils darauf ab, wie Schülergenerationen bestmöglich auf ihr Berufsleben vorbereitet werden sollen. Einerseits geht es dabei um neue, oftmals digitale Methoden der Wissensvermittlung und andererseits auch um konkret benötigtes Wissen und erforderliche Kompetenzen. Da der Bedarf der Wirtschaft an IKT-Fachkräften steigt, wird von verschiedenen Seiten gefordert, dass bereits die Kleinen möglichst früh mit Grundzügen des Programmierens vertraut gemacht werden. Im Rahmen des diesjährigen ISPA Forums am 9. Mai diskutierten Expertinnen und Experten darüber, welches Wissen und welche Kompetenzen die Heranwachsenden brauchen, um ihr Potential optimal in der digitalen Arbeitswelt entfalten zu können.
In seinem Impulsreferat unterstrich der Schweizer Internetunternehmer Jörg Eugster, dass in einer zunehmend digitalisierten Welt das lebenslange Lernen, in kleinsten, aber beständigen Einheiten, immer mehr an Bedeutung gewinne, da Kompetenzen von heute bereits morgen schon obsolet sein könnten. "Letztlich ist für den Erfolg nicht das Wissen selbst, sondern die Denkweise, das Mindset, entscheidend. Nur wer den Veränderungen offen und vorurteilsfrei begegnet, wird die Herausforderungen der Digitalisierung bewältigen können", betonte Eugster.
Die beiden Unternehmerinnen am Podium waren sich einig, dass die Jugendlichen neben Medienkompetenz vor allem Kommunikationsfähigkeiten und logisches Denkvermögen brauchen. "Abstraktes, strukturiertes Denken, das auf die Problemlösung abzielt, bringt mich immer weiter", stellte Eva Tatschl-Unterberger, Geschäftsführerin der DigiTrans GmbH fest. Für Annette Mossel, CEO von Frameless, bleiben neben Programmierkenntnissen vor allem Softskills ausschlaggebend: "Self-Leadership, Kommunikation und Empathie sind gefragt: analoge Kompetenzen sind ein Schlüsselfaktor in der Digitalwirtschaft, da agile Teams Selbstorganisation benötigen, digitale Prozesse wenig Grauwerte kennen und Algorithmen - noch - keinen Humor verstehen".
Die Expertinnen und Experten sehen großen Bedarf bei der Förderung der Medienkompetenz, jedoch nicht immer mit demselben Ziel. "Zwischen klassischen Bildungsidealen und modernen Informations- und Kommunikationstechnologien besteht im Grunde keinerlei Widerspruch. Gerade deshalb stellt sich aber angesichts des öffentlichen Bildungssystems die Frage, inwiefern das Konzept der Medienkompetenz der privaten Wirtschaft dienen oder aber kritische Staatsbürgerinnen und Staatsbürger heranbilden soll", erläutert Bildungswissenschaftler Alessandro Barberi. Medienpädagogin Elisabeth Eder-Janca betont, dass die Lebensrealität der Kinder nicht in eine virtuelle und eine reale Welt geteilt werden könne: "Die digitale Welt ist eine Erweiterung zur realen Welt. Wie die Technik funktioniert, wissen schon junge Kinder. Wie man Inhalte kritisch hinterfragt und vor allem auch reflektiert, müssen sie lernen."
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